Elisabeth
von Berg zu 's Heerenberg
1581 - 10 Januar
1614
Die
grosse Sehnsucht der Äbtissin
Culemborg, ein
Schloss am Niederrhein, südlich von Utrecht, bestimmt mit einem gepflegten
Garten und duftenden Blumen, mit Blick über den Deich auf das Wasser,
auf Möwen und vorübergleitende Schiffe. Was könnte in dieser Idylle
da noch zur glücklichen Jugend einer heranwachsenden Gräfin am Ende
des 16 Jahrhunderts gefehlt haben? Die grossen Gefühle vielleicht? Aber
nein. Hier auf Schloss Culemborg lernte Elisabeth von Berg-'s Heerenberg
schliesslich den Sohn des Hausherrn kennen, den vier Jahre älteren Floris
von Culemborg, Graf von Pallandt. Und sie
entdeckte in Floris ihre große Liebe, die irgendwie ihr ganzes Leben
prägen sollte. |
|
Elisabeth
von Berge zu 's Heerenberg
Eltern:
Wilhelm Graf von Berg zu 's Heerenberg und Maria von Nassau, Schwester
des Prinzen Wilhelm von Oranien-Nassau.
Mit Unterstützung
des Nuntius und des Kölner Erzbischofs wird die stiftsfremde, aber
katholische Elisabeth als Äbtissin von Essen durchgesetzt in 1605.
|
|
Elisabeth
und Floris hatten viele Gemeinsamkeiten, auch die verwandtschaftliche
und freundschaftliche Beziehung zur niederländischen Krone, insbesondere
zu Moritz von Nassau und Oranien. Aber es gab auch Trennendes, Elisabeth
war katholisch, Floris Protestant. Ein Umstand, der den Lebensalltag
der jungen Leute zunächst weit weniger beeinflusste, als man das heute
im Rückblick auf die Zeit kurz nach der Reformation vermuten mag. Es
gab schlimmeres, für die junge Elisabeth, viel schlimmeres, denn Floris
heiratete - ihre ältere Schwester Catharina. |
Keine
200 Kilometer weiter, in Essen, spielte zur gleichen Zeit die Konfessionsfrage
eine weitaus grössere Rolle. Das wurde besonders dramatisch, als ein
paar Jahre später, im November 1604, die Fürstin und Äbtissin Margarete
Elisabeth von Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein starb.
Eine
Nachfolgerin musste gewählt werden, und nach den Statuten musste diese
aus dem Kreis der Essener Stiftsdamen kommen. Ziemlich pikant, denn
es gab zu dieser Zeit überhaupt nur drei Stiftsdamen in Essen, und
alle drei waren protestantisch.
|
|
|
Politik
wurde mal wieder gross geschrieben. Die Kräfte der Reformation reizten
ihre Karten so aus, wie die der Gegenreformation, die das Stift Essen
wieder ganz auf die katholische Seite ziehen wollten.
Es wurde
verhandelt und gekungelt, Strippenzieher hatten Hochkonjunktur. Und
am Ende wurde eine 'Stiftsfremde' Äbtissin von Essen, Elisabeth von
Berg-'s Heerenberg. Möglich
war dies wohl nur, weil Elisabeth sowohl die Unterstützung des Nuntius
und des Erzbischofs von Köln hatte, wie die des protestantischen Floris
von Culemborg.
Letzterer
hatte wohl geglaubt, etwas an Elisabeth gut machen zu müssen. Und
die neue Äbtissin von Essen ahnte wohl nicht einmal, dass sie zu einem
Spielball im Gerangel von Reformatoren und Gegenreformatoren geworden
war.
|
Während
der Amtszeit Elisabeths gelang es denn auch weitgehend, das Stift
in Essen wieder zu rekatholisieren. Der Äbtissin gelang es aber nicht,
ihre grosse Liebe zu vergessen, ganz im Gegenteil. Briefe schrieb sie
an Floris, machte deutlich, dass es sie nach 'ihrem auserkorenen Herzen'
verlangte, berichtete ihm von ihrem eigenen 'gefangenen Herzen', von
Tränen, Sehnsucht und schönen Erinnerungen. Einem der Briefe legte
sie sogar ein Schnupftuch bei, zweifellos ein bedeutendes Zeichen,
ein Liebespfand.
Wiedersehen Schliesslich
planten Floris und Elisabeth tatsächlich auch ein Wiedersehen nach
langer Zeit, für den 2. Februar 1614. Elisabeth von Berg 's Heerenberg,
Fürstin und Äbtissin von Essen, wird sich darauf sehr gefreut haben.
Trotzdem war ihr sicher klar, dass eine solche Beziehung all denen
eine ganze Dornenhecke im Auge sein musste, die 10 Jahre vorher so
sehr um eine katholische Äbtissin gekungelt hatten. Elisabeth äusserte
sogar ausdrücklich die Sorge, sie könne vergiftet werden. Und am 12.
Januar 1614, drei Wochen vor dem ersehnten Treffen mit Floris, starb
die Äbtissin Elisabeth 'plötzlich und vollkommen unerwartet' im Alter
von 32 Jahren.
(Text:
Martin Engelbrecht)
|
Grabplatte
der Äbtissin Elisabeth im nördlichen Seitenschiff des Essener Domes
|
|